Wohnhöfe Auerberg, Bonn 1998-2003
Die Wohnhöfe Auerberg begründen ein exemplarisches Stück Stadt. Hier wird ‚Stadt’ als Abfolge und Kodierung von Räumen verstanden, und die im Entwurf angelegten zentralen Höfe führen mit ihrer Dimension einen städtischen Maßstab in das Ensemble der Häuser ein. Eine städtebauliche Ordnung ist in der Nachbarschaft der Wohnhöfe kaum zu finden. Große Bauten wechseln sich ab mit kleinen, freistehende mit Reihenhäusern. Ein vor wenigen Jahren errichtetes ‚Stadtteilzentrum’ bemüht sich, zumindest dem Namen nach eine Mitte zu definieren. Die willkürlichen Maßstabssprünge der Bauten zeigen allzu deutlich, dass ein stadtplanerischer Konsens an dieser Stelle fehlt. Die Wohnhöfe Auerberg führen eine eigene, übergreifende Ordnung in dieses konfuse Konglomerat ein. Dass dabei der in der Nachbarschaft verbreitete Reihenhaustypus zur Anwendung kommt, ist weniger Zitat des Vorgefundenen als vielmehr Erprobung einer alternativen Anwendung dieses Bautyps. Um zwei quadratische Höfe gruppieren sich insgesamt vierzig zweigeschossige Häuser, wobei jeweils zwanzig – fünf an jeder Seite – windmühlenartig einen Hof einfassen. Die auf diese Weise definierten Gemeinschaften wenden sich dem jeweiligen Hof als Zentralraum zu; von dort aus werden sämtliche Wohnungen erschlossen, und dorthin richtet sich mit der Wohnküche jeweils der halböffentliche Raum der Wohnungen. So konturieren die Häuserreihen im Äußeren einen klaren Raum. In deren Innerem ordnen sich in jedem Geschoss zwei Räume gleichen Zuschnitts um einen Erschließungskern: die hofseitig angeordnete Wohnküche und auf der dem Hof abgewandten Seite ein Wohnraum im Erdgeschoss, im Obergeschoss zwei weitere Wohn- respektive Schlafräume. Die Wohnhöfe Auerberg führen eine mögliche Alternative zur unräumlichen und individualistischen Landnahme vor Augen: Das zentrale Entwurfsmotiv, die Rotation der Reihenhäuser um gemeinsame Höfe, demonstriert eine ebenso raum- wie gemeinschaftsbildende Anwendung dieses Haustyps.
Text von Rainer Schützeichel
Projekt: Wohnhöfe Auerberg
Anmerkung/en: [Projekt: Entwurf, Modell, Ausführung]
Ort: Bonn-Auerberg
Jahr: 1998 - 2003
Ausstellungen: Uwe Schröder. Architettura degli spazi. ARCHITETTURA 39, Ausstellung in der Chiesa dello Spirito Santo, Cesena 2010, NON C´È DUE SENZA TRE, Uwe Schröder, Ausstellung in der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo, Rom 2006, DREI RÄUME, Bauten und Entwürfe für ein Wohnen in der Stadt von Uwe Schröder, Ausstellung in der Gesellschaft für Kunst und Gestaltung e.V., Bonn 2006, Innerer Außenraum, Bauten und Entwürfe von Uwe Schröder, Ausstellung im Bonner Kunstverein, Bonn 2000
Mitarbeit: Stefan Dahlmann, Stefanie Schmand, Till Robin Kurz
Publikationen: Typensprache des Wohnens. Häuser von Uwe Schröder, Atriumhäuser. Hofhäuser, Wohnhöfe Auerberg in Bonn, Doppelhäuser und Reihenhäuser, Wohnhöfe Auerberg, Bonn, LO SPAZIO DELLA CASA E LO SPAZIO DELLA CITTÀ. IMAGO MUNDI. Forma urbana ricerca tipologica nell´opera die Uwe Schröder, Aus der Tradition in die Zukunft, Baukultur in NRW 2005, Putze. Farben. Beschichtungen, Ad fontes, Wettbewerb: Auszeichnung guter Bauten 2004, Wohnhöfe Auerberg in Bonn, Brauner Zwerg, Häuser-Haus, Viviendas en patio. Auerberg, Bonn, Alemania, Uwe Schröder. Bonn
Projekte: Heiderwohnhof