Haus am Friedensplatz, Dresden 2001
An einem von aufgelockerter Bebauung geprägten Ort räumt das Haus am Friedensplatz die Idee von Stadt ein: Mit einer Zergliederung des Bauvolumens in einzelne Hauskörper und deren Anordnung um einen Zentralraum bildet es eine städtische Anlage in nuce. Der Dresdner Stadtteil Blasewitz ist als ehemaliger Villenvorort von Punktbauten geprägt. Im Norden von einem Park begrenzt, wird das Quartier von unregelmäßig geführten Straßen gegliedert. Eine in südwestlicher Richtung verlaufende Straße, die den Park durchquert, weitet sich am Friedensplatz arenenförmig auf. Ihre Führung zeugt von einem städtebaulichen Willen, der sich aus barocken Motiven speist, doch die solitären Bauten können der Straße keinen adäquaten Rahmen geben – die Idee städtischer Ordnung ist im Plan zu erkennen, doch der Raum verflüchtigt sich zwischen den Häusern. Definiert man das Haus anhand seiner räumlichen Widmungen, so sind zwei Komponenten von Bedeutung: Zum ersten der Zentralraum und zum zweiten die vier Hauskörper, die sich um ihn versammeln. Entsprechend ihrer Differenzierung von Öffentlichem und Privatem sind diese Komponenten auch formal unterschieden: Der zentrale Baukörper öffnet sich zu allen Seiten, die Häuser hingegen öffnen sich mit ihren Lochfassaden jeweils nur zu zwei Seiten, wobei keine Einblicke vom einen in das andere möglich sind. Die Häuser docken in vier Ecken an den zentralen ‚Platz’ an, der somit einen kreuzförmigen Zuschnitt erfährt. Im Obergeschoss verbindet eine Galerie die zwei-, drei- respektive vierachsigen Einzelhäuser miteinander. Das Projekt erinnert an die Prager Höfe in Bonn. Beide sind in einen unräumlichen Kontext gestellt und schaffen darin einen stadträumlichen Selbstbezug. Wenn auch beim Dresdener Projekt eine städtebauliche Motivation des Quartiers zu erkennen ist, so ist dennoch auch hier eine Abwesenheit des Räumlichen festzustellen. Das Haus reagiert darauf mit der Schaffung einer Raumhierarchie im Inneren, die jedoch ihrem Kontext verpflichtet ist.
Text von Rainer Schützeichel
Projekt: Haus am Friedensplatz
Anmerkung/en: [Projekt: Entwurf, Modell]
Ort: Dresden
Jahr: 2001 - 2001
Mitarbeit: Stefanie Schmand
Publikationen: LABORATORIO SULL' ABITARE. Forme di case