BiArch_Bari International Archifestival “MARGINI, CONFINI, FRONTIERE”
Bari 2021
Japigia: Die Siedlung Japigia, mit deren Bau nach dem Zweiten Weltkrieg begonnen wurde, kann als erster Stadtteil in der Peripherie von Bari angesehen werden. Sie liegt südöstlich der konsolidierten Stadt – zwischen der Küstenlinie und dem Olivenanbaugebiet – und ist partiell mit dem Stadtteil Madonella verbunden. Die Lama Valenzano, eine Karstlandschaft, die durch die Einwirkung von Regenwasser auf kalkhaltiges Gestein entstanden ist, durchquert das Gebiet und wird künstlich ins Meer geleitet. Die Bebauung mit 5 –7geschossigen Scheiben ist von konvexen und konkaven, offene Raumbildungen bestimmt, die eine übergeordnete und/oder korrespondierende Ordnung vermissen lassen. Der Entwurf stiftet zu Gunsten der Identität des Ortes den eindeutigen Charakter der innenräumlichen Stadt. So kann Japigia zu einem städtischen Quartier mit Straßen, Plätzen und Höfen werden. Die Abfolge architektonisch-gebundener innenräumlicher Situationen etabliert eine Hierarchie und damit die Unterscheidbarkeit der räumlichen Sphären zwischen dem Öffentlichen, Halböffentlichen und dem Privaten. Die ambivalenten offenen Strukturen der Scheiben werden typologisch zu Blöcken und Höfen ergänzt, die eine weitere räumliche Differenzierung erlauben: Blöcke werden von außen erschlossen, Höfe aus dem Inneren heraus. Blöcke weisen daher in den Binnenräumen private Gärten aus, Höfe dagegen halbprivate, oder sogar öffentliche. Diese begrünten Binnenräume verstehen sich als städtische Kulturlandschaften: als Parks und Schrebergärten, als Wiesen, Weisen und Wälder. Die neu hinzugefügten Typologien von Blöcken, Höfen, Türmen und Villas führen darüber hinaus auch zu neuen Formen des Wohnens. Die forcierte typo-morphologische Verdichtung verleiht dem Quartier Japigia eine urbane Atmosphäre: Die Stadt als Mischung. Zu Lama und Landschaft öffnet sich das räumlich introvertierte Quartier. So können sich äußere ländliche und innere städtische Kulturlandschaften komplementär ergänzen.
Santa Rita: Santa Rita liegt isoliert südlich der konsolidierten Stadt, in der Nähe der ehemaligen Stadt Carbonara. Die Siedlung erstreckt sich entlang der Lama Picone, auf einem Plateau, das von Olivenhainen strukturiert ist und durch den stillgelegten Steinbruch Cava di Maso gekennzeichnet ist, der Teil der Lama ist. Die Bebauung der Siedlung mit ausgedehnten Scheiben, die Nord-Süd- oder Ost-Westausrichtung aufnehmen, weisen einen hierarchielosen Zwischenraum aus, der in seiner Ambivalenz weder Zusammenhang noch Orientierung behaupten kann. Die Transformation der Siedlung führt zu einer charakteristischen Raumintensivierung der außenräumlichen Stadt. Das gegebene räumliche Kontinuum und die vorgefundene relationale Ordnung der Körper werden als Ausgangspunkte beibehalten. Der Charakter der räumlich ungebundenen Stadt wird unter Hinzunahme weiterer baulicher Objekte monumental intensiviert. Mit dem Einstellen von Türmen, Monumenten, Aulas und Villen wird nicht nur die Siedlung typo-morphologisch angereichert, auch das offene Feld der Siedlung erfährt eine vehemente Verdichtung, ohne die verschiedenen Abfolgen der architektonisch ungebundenen außenräumlichen Situationen jemals zu unterbrechen. Diese Intensivierung und Vermehrung von sich überlappenden, ineinander und durcheinander führenden außenräumlichen Atmosphären werden von einer übergeordneten kompositorischen Ordnung bestimmt, die das Feld räumlich offenhält und zugleich die Körper komplementär zurückbindet und zusammenhält. Eine sich gleichmäßig in der Siedlung ausbreitende Plantage von Ölbäumen betont den schwellenlosen Übergang zwischen den mannigfaltigen außenräumlichen Situationen. Nach Westen in Richtung der ländlichen Kulturlandschaft löst sich die strenge vegetative Ordnung langsam auf, nach Osten, stadteinwärts in Richtung Lama reicht sie an die topographische Kannte heran. Zur Ertüchtigung der bestehenden mono-typologischen und mono-funktionalen Bebauungsstrukturen, werden verschiedene Interventionen empfohlen: I. Schale. Zur Vergrößerung des Außenwohnraums und zur Erhöhung der Flexibilität des Gebrauchs der Wohnungen sollen entlang der Längswände weitere äußere Kabinette als Loggien angelagert werden; II. Aule: Elementare Architekturen, die Räume kultureller und gewerblicher Widmung aufnehmen, sollen den Scheiben zugeordnet werden; III. Öffnung: Da wo sinnvoll, können die langen horizontalen Baukörper gekürzt, unterbrochen und/oder durch großformatige Öffnungen zu einer neuen Maßstäblichkeit geführt werden. So kann auch Santa Rita zu einem einprägsamen Ort, zu einem städtischen Quartier mit urbaner Atmosphäre geführt werden.
Projekt: Die innen- und die außenräumliche Stadt. Japigia und Santa Rita.
Anmerkung/en: Zwei städtische Quartiere [Workshop, Entwurf]
Ort: Bari
Jahr: 2021 - 2021