Wohn- und Geschäftsensemble „Bonapartement“
WB Friendship Site
Das florierende und expandierende Antwerpen ist eine lebendige Stadt mit vielfältigen Entwicklungspotenzialen. Mit der Neubebauung des Friendship Areals soll nun die schon seit rund zehn Jahren begonnene Urbanisierung des nördlichen Hafenareals fortgeschrieben werden. Das südlich unmittelbar angrenzende Bonapartedok steht dem Neubau des „Bonaprtement“ Pate. Die Mischnutzung zwischen Wohnen und Gewerbe, sowie die gute verkehrstechniche Anbindung sollen gerahmt von einer anspruchsvollen und einladenden Architektur die zukünftigen Bedürfnisse aller Nutzer sicherstellen.
Stadtbau
Die vorgeschlagene volumetrische Gliederung des „Bonaprtement“ respektiert dabei die primären Grundzüge des RUP eilandje. Jedoch wird erst durch die Verlegung der Dinanstraat sowie der TOTAL Tankstelle in Richtung Norden eine Gliederung in zwei Blöcke mit sinnvoll nutzbaren Hofräumen möglich, welche auch eine hochwertige Nutzung zum südlich angrenzenden Bonapartedok sicherstellt.
Die geplante Bebauung nimmt dabei nicht nur die äußeren Fluchtlinien der horizontalen Stadtstruktur unter Bezugnahme auf die umgebenden Bebauungen des unmittelbaren Ortes auf: Die Bebauungsstruktur führt auch die Ideen zur übergeordneten Entwicklung des mittelbaren Ortes mit Nord-Südachse und Ost-Westachse weiter.
Zwei gestaltprägende Türme markieren als Höhendominanten die städtebaulichen Achsen: Während sich der Turmbau des südlichen Baublocks zum Bonapartedok ausrichtet, orientiert sich das Hochhaus im nördlichen Baublock in Richtung Schelde.
Die Turmbauten erreichen somit vielschichtige Qulalitäten: Neben der Aufnahme der städebaulichen Achsen werden zum einen die Oude Dokken nach Westen hin abgeschlossen, jedoch auch ein Gesicht von Gebäude und Quartier in Richtung Schelde ausgebildet. Die Türme treten im städtischen Kontext zudem in ein Spannungsverhältnis zu den neuerlichen Bebauungen am nördlichen Kattendijkdok. Bezogen auf den Neubau bilden sie neben dem Städtebau durch ihre Orientierung auch Qualitäten in Bezug auf das Wohnen am und zum Wasser.
Hausbau
Auch in Antwerpen war der Block immer schon eine Idee, mit der Addition von einzeln ablesbaren Häusern differenzierte städtische Räume zu bilden. Die Gildehäuser im historischen Stadtkern können hier als Beispiel dienen. In der Kombination von Hochhaus und Baublock stellt das „Bonaprtement“ auch typologisch eine Brücke zwischen „Altem“ und „Neuen“ Antwerpen.
Die Unterteilung der vorgeschlagenen Blöcke in einzelne Häuser ermöglicht dabei nicht nur die Realisierung in unterschiedlichen Bauabschnitten, sondern auch eine Vergabe von einzelnen Bausteinen an mehrere Büros. Hierzu soll ein Regelwerk aufgestellt werden welches durch Berücksichtigung von Grenzen und Material ein gewachsenes Spiel an zeitgemäßen städtischen Architekturen und Gestaltcharakteren wachsen lassen kann.
Das gemeinschaftlich genutzte Blockinnere des südlichen Blockes wird als grüner Gartenhof vorgeschlagen. Durch die Nutzung durch die TOTAL Tankstelle und deren Shop im Erdgeschoss des Nordblockes werden dort hängende Gärten als Grünraum geplant. Eine Gewerbenutzung neben der Tankstelle im nördlichen Bereich wird auf Grund der günstigen Lage hauptsächlich zum Sint-Laureiskaai hin verortet. Die übrigen Erdgeschossbereiche nehmen neben Service- und Gemeinschaftsräume auch Wohnnutzungen auf. Über der Sockelzone entwickelt sich eine differenzierte Geschossigkeit: Während das erste bis fünfte Obergeschoss mit einer reduzierten Geschossigkeit von vorgeschlagenen 3,15 m ein günstigeres Preissegment ansprechen kann, nehmen das sechste bis sechzehnte Obergeschoss auch die luxuriöseren Nutzungen mit erhöhter Geschossigkeit und priviligierteren Aussichten auf. Allen Wohnformaten des „Bonaprtement“ soll mit Loggien, Terrassen und inneren Balkonen eine Möglichkeit der Partizipation am Außenraum ermöglicht werden. Art und Größe folgen dabei den entsprechenden Wohnstandards.
Konstruktion und Material
Die Gebäude sollen als Stahlskelettbauten konventionell aus Beton errichtet werden. Die äußere Materialität wird als Ziegelmauerwerk in Kombination mit Betonwerkstein vorgeschlagen welche gegebenenfalls auch in Ergänzung mit verputzten Wandanteilen eine langlebige und zudem atmosphärische Erscheinung der Gebäude mit sich bringt. Das Material des Ziegels könnte neben der formalen Gebäudegestaltung dabei unter Verwendung von Glasuren und Engoben in verschiedener Farbigkeit auftreten und dabei sowohl eine Bindung des Ensembles über das Material als auch eine Differenzierung der Häuser durch Farbigkeit unterstreichen. Die Kombination von Ziegelwänden und -pfeilern mit Stürzen aus Betonwerkstein bietet dabei eine zeitgemäße und materialgerechte Möglichkeit des klassischen Konstruktionsprinzips von Stütze und Balken.
Erschließung und Verkehr
Die gesamte motorisierte Erschließung für das Grundstück wird wie vorgeschlagen über den Rjinkaai erfolgen. Ob die Ausfahrt ebenfalls über den Rjinkaai erfolgen soll oder jedoch ein Ausfahrtssystem über die Amsterdamstraat möglich ist, wird noch genauer untersucht.
Die Öffentliche und Private Tiefgargage teilen sich eine gemeinsame Zu- bzw. Ausfahrt im Bereich der verlegten TOTAL Tankstelle. Die beiden Tiefgaragen werden im Untergeschoss aber baulich voneinander getrennt. Zudem soll – ähnlich der von Flughäfen bekannten Situation – ein ausreichend großer unterirdischer Kurzparkerstreifen eingerichtet werden. Dies ermöglicht Besuchern wie Anwohnern ein einfacheres Be- und Entladen der Fahrzeuge (Für Bewohner und Besucher zu unterschiedlichen Konditionen). Diese Einrichtung entlastet zudem den Ein- und Ausfahrtsverkehrs erheblich. Die Ein- und Ausgänge zum Parksystem können voraussichtlich an Sint-Laureiskaai, Dinanstraat und Amsterdamstraat über Aufzugsanlagen entlang des Rjinkaai eingerichtet werden und halten somit die Wege für Anwohner und Besucher kurz. Es wäre auch vorstellbar die Fahrzeuge in zwei autarken automatischen Parksystemen unterzubringen. Die Hybridversion zwischen konventionellem Parkhaus und automatisiertem Parksystem im Untergeschoss böte eine effektive Variante (Verzicht auf klassische Fahrgassen, geringere Anzahl von Kernen, einfache Belüftung, etc.) mit dem Komfort einer klassischen Tiefgarage. Fahrradabstellplätze sollen dezentral in der Erdgeschosszone in Nähe der Hauseingänge beziehungsweise der Vertikalerschließungen der einzelnen Häuser eingerichtet werden.
Höfe und Dachgärten
Durch die erdgeschossige Bebauung im nördlichen Block werden hier „hängende Gärten“ vorgeschlagen während der südliche Block einen großen Gemeinschaftsgarten im Blockinneren erhält. Der Garten soll dabei auch – durch Tore gesichert – von der Straße aus einsehbar sein. Durch die großzügige Bodenbedeckung können auch höhere Bäume wachsen, welche Luft und Lärm filtern. Dies verleiht den Höfen eine grüne Atmosphäre, die im Gegensatz zu den eher steinernen Räumen der Straße steht. Die Dachlandschaft wird als großzügiger Garten angelegt, der sowohl Plätze für die Gemeinschaft als auch für individuelle Nutzer der höher gelegenen Wohnungen anbietet. Von hier aus haben die Bewohner einen Panoramablick auf die Umgebung. Gleichzeitig ergeben sich aus den Türmen Ausblicke auf die begrünten Dachlandschaften.
Projekt: Wohn- und Geschäftsensemble „Bonapartement“, [Projekt: Entwurf]
Anmerkung/en: Uwe Schröder/Wim van den Bergh/hama architecten
Ort: Antwerpen
Jahr: 2018 - 2018